Ingo Günther ist ein Grenzgänger zwischen den Disziplinen und überschreitet dabei auch gerne Grenzen. Seine Beschäftigung mit neuen Medientechnologien, die Einbeziehung von Satellitenbildern, die kritische Behandlung globaler Probleme wie Migration, Umwelt, Terrorismus und Klima (u.a.) weisen ihn als politischen Künstler aus. Doch geht es ihm nie um die Illustration einer bestimmten Programmatik, oder gar deren textlastige Beschreibung. Vielmehr schafft er immer wieder überraschende Bilder, Skulpturen und Installationen, die hochkomplexe Themen im Sinne einer ästhetisch erfahrbaren Konkretion überzeugend verdichten. Unter dem Titel DIPLOMACHINE (ursprünglicher Arbeitstitel “Die Geschichte der Ästhetik in der Diplomatie”) plant Günther für unseren Ausstellungsraum eine Installation, die aktueller nicht sein könnte. Gerade weil der Krieg in der Regel immer die dramatischeren Bilder liefert und die Diplomatie analog dazu beinahe gar nicht wahrgenommen wird, erhält sie in dieser Ausstellung eine wahrnehmbare ästhetische Oberfläche und damit eine visuell vermittelte Zugänglichkeit. Indem Günther die kreativen Dimensionen dieses eher grauen Gegenpols spektakulärer Kriegsführung und Berichterstattung auslotet, gibt er der Diplomatie zugleich etwas von ihrer Wichtigkeit, ihrer kriegshemmenden Wirkung und Kraft zurück. In der Raumarbeit werden u.a. prägnante Szenen und Szenarien aus der Geschichte der Diplomatie aufgegriffen und als goldschimmernde 3-D-Drucke nachgebildet. Darunter verschiedene Gegenstände, deren Bedeutung erst nach gewahr werden ihrer eigentümlichen Geschichte klar wird: Zum Beispiel eine Bibel, ein Kaffeebecher, ein Paar Stiefel, ein mittelalterlicher Thron, ein Revolver und zwei Badewannen. Auch eine auf den ersten Blick kaum deutbare „abstrakte“ Skulptur, die die gemeinsame kulturelle und geographische Geschichte der Staaten Japan, Korea und China vereint. Je nach Perspektive erscheint das eine oder andere Land als dominantes Bild. Allesamt den Raum bestimmende, von der Decke hängende und von kleinen Spots beleuchtete Verbildlichungen höchst prägnanter Momente der diplomatischen Verhandlungsgeschichte, über die zu staunen und zu reden sein wird. Ein Katalog aus der Schriftenreihe, ein Künstlergespräch, ein Vortrag und ein Vermittlungsprogramm für verschiedene Zielgruppen sind geplant. Ausstellungsdauer: bis 25.02.2024.
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