Die 2006 entstandene Videoarbeit wurde durch ein berühmtes Gemälde von Jan Vermeer inspiriert. Es zeigt eine junge Frau, die behutsam Milch aus einer tönernen Kanne in eine Schüssel gießt. Der Delfter Maler vermochte seinerzeit diese an sich unspektakuläre Szene in ein Bild zu verwandeln, das Eingang in unser kollektives Bildgedächtnis finden konnte. Die „Milchausgießende Magd“ (1658/60) existiert somit nicht nur als Original, welches täglich viele Betrachter im Rijksmuseum in Amsterdam zu sehen bekommen, sondern auch als Vorstellung und Erinnerungsbild in unseren Köpfen. Es wurde als Plakat-, Kalender- und Postkartenmotiv tausendfach verbreitet und vermochte auf diese Weise zum festen Bestandteil unserer kulturellen Erinnerung zu werden, gleichsam in unseren Köpfen zur „Ein-Bildung“ zu gelangen. Mariana Vassileva greift in ihrem Video auf eben diese Bildvorstellung zurück, reduziert die Szene auf ihre wesentlichen Elemente und macht sie auf neue Weise gegenwärtig. Die Milch ausgießende Protagonistin erscheint jetzt in einer virtuellen Sphäre, in der weder Raum noch Zeit als existentielle Grundkomponenten eine Rolle zu spielen scheinen. In weiches, durchaus noch an Vermeer orientiertes Licht getaucht wird der Vorgang zu einer eindrücklichen bildhaften Parabel, in der Ortlosigkeit, Stillstand der Zeit und permanenter Fluss in eins fallen. |