Die Ausstellung ist wegen der coronabedingten Schließung noch bis 29. November nur im erleuchteten Schaufenster zu sehen.
Die Schriftbilder von Roland Schappert sehen auf den ersten Blick aus wie schnell, fast absichtslos produzierte Graffiti. Doch meint man schon auf den zweiten Blick sich an die geübten Schwünge asiatischer Kalligraphen zu erinnern, bei denen die Zeichen aus dem Bewegungsfluss der schreibenden Hand spontan gebildet und zugleich sehr präzise platziert erscheinen. Nach einiger Zeit der Betrachtung, in der die Zeichen probeweise in verschiedene neue Beziehungen gebracht werden, erweisen sich diese Werke schließlich als auf mehreren Ebenen lesbar: Die Betrachtenden erleben zu ihrem Erstaunen, wie aus geschwungenen „abstrakten“ Pinselstrichen auf einmal Wörter entstehen und Bedeutungen generiert werden, die durchaus auf die Welt und die Gegenwart, in der wir leben, bezogen werden können. Roland Schappert hat für seine Ausstellung fünf Bilder eines Motivs (YOU) als Variationen in digitalisierter Form ausgewählt, ebenso drei weitere großformatige Werke, deren Botschaften zunächst wie rein gestisch-abstrakte Malerei anmuten, die sich aber bei intensiverer Betrachtung als hochauflösende Digitaldrucke auf Aluminium mit überraschenden Farbwirkungen erweisen. Der metallene Bildträger lässt die Werke abhängig von Lichteinfall und Betrachterposition sehr unterschiedlich, bisweilen changierend und räumlich erscheinen, was wie von selbst zu neuen Lesarten und Bewegungen im Raum stimuliert. Auf der rechten Wand des Ausstellungsraumes wurde gar eine der Botschaften (CHANCE) im direktesten Sinne in den Wandputz eingeschrieben. Die derart mit der Trennscheibe gravierte weiße Wand wird zum Relief, die geritzten Bögen und Kratzer zur lesbaren Botschaft. Auf der nicht weit vom Kunstverein entfernten Friedrich-Ebert-Strasse (Haus Nr. 85) ist Schappert gar mit dem Pinsel und Gouache an die großen Schaufensterscheiben zweier Ladenlokale gegangen. Auch hier – im öffentlichen Raum- lassen sich zwei seiner Texte finden, die sich in das Straßenbild und den Fluss des Verkehrs integrieren, für aufmerksame Betrachterinnen und Betrachter aber durchaus zu entdecken und auf überraschende Weise zu lesen sind. Dieser „Satellit“ im Stadtraum ist bewusster Teil der Ausstellung.
An fünf weiteren Stellen der Essener Innenstadt hat der Künstler auf diese Weise auch Plakatflächen mit seinen Texten gestaltet.
Ihre Botschaften stehen hier Schwarz auf Weiß neben den bunten Werbebildern und lassen zufällige Passanten, die u.a. lesen „Als gäbe es eine Zukunft“ durchaus einmal innehalten.
Wir planen zudem am 14. Oktober 2020 um 19 Uhr die Vorstellung des Lyrikbandes „Du fällst mir leicht“, Gedichte von Roland Schappert, der in der Parasitenpresse, Köln erscheinen wird. Der Verleger Adrian Kasnitz wird anwesend sein. Und am 8. November 2020 wird um 14 Uhr ein finaler Vortrag zur Ausstellung von Emmanuel Mir mit anschließender Diskussion stattfinden. Zu beiden Veranstaltungen werden wir gesondert einladen und auf dieser Website im Programm des Kunstvereins ausführlich informieren.
Wir möchten Sie auch hier aus gegebenem Anlass auf die Einhaltung der Hygiene-, Einlass- und Abstandsregeln hinweisen. Auch darauf, dass der Zugang nur einer begrenzen Personenzahl gestattet werden könnte.
Coronabedingt musste die Finissage am 8. November mit Emmanuel Mir und Roland Schappert unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Hier ist sie online:
Mit Unterstützung durch das Kulturamt der Stadt Essen, Allbau GmbH, Ströer GmbH, Privatbrauerei Jacob Stauder GmbH und ReproTerminal.