Judi Werthein
COSA 2011
Essener Luft in der Form eines Elefanten
Sommerausstellung im Kunstverein Ruhr 11.- 28. August 2011
Die argentinische Künstlerin Judi Werthein bestellte in einer chinesischen Fabrik für Gummiartikel einen lebensgroßen Elefanten. Dies geschah bewusst per Telefon und anstelle eines Bauplanes, eines Modells oder einer Skizze lieferte sie lediglich eine mündliche Beschreibung des gigantischen Tieres. Die simplen Vorgaben beschränkten sich auf die Größe, die Möglichkeit ihn aufzupumpen und das Maximalgewicht, das für Transporte mit Fedex zugelassen ist. Die Tatsache, dass wohl jeder weiß, wie ein Elefant aussieht, erleichterte die Verständigung und führte auch zum Ziel. Werthein nutzt auf diese Weise die Chancen eines Marktes, innerhalb dessen die Wirtschaftsmacht China offen für Aufträge jeder Art ist. COSA (die Sache) bildet diese Möglichkeiten auf direkteste Weise, im Rekurs auf Kunstgeschichte (gemeint sind Lazlo Moholy Nagys berühmte Telefonbilder) und zudem sehr sinnlich erfahrbar ab. Die Tatsache, dass das graue Tier einen großen Teil des Ausstellungsraumes füllt, immer wieder von einem starken Gebläse aufgeblasen wird, um dann von selbst wieder seine Luft und seine pralle Form zu verlieren, macht es zu etwas Organischem, beinahe ein Eigenleben führenden. Und dann ist da noch die Metaphorik: Die Amerikaner sagen: „there’s an elephant in the room!“ wenn sie auf etwas anspielen, das wie etwa ein Tabuthema (z.B. sexuelle Orientierung, Rasse oder Religion) für alle spürbar „im Raum“ steht, aber permanent vermieden und von den Beteiligten ostentativ ignoriert wird, obwohl jeder genau weiß, dass davon eigentlich zu sprechen wäre. Judi Wertheins Arbeit greift politische, wirtschaftliche, soziale und sprachlich- metaphorische Ebenen auf und verdichtet sie zu einem ständig die Form wechselnden organischen Gebilde, welches noch bis zum 28. August 2011 den Ausstellungsraum zu füllen in der Lage ist. Täglich bis 23.00 Uhr im Schaufensterraum des Kunstvereins. |
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