Almut Linde
DIRTY MINIMAL # 73.4 – CONTAINER
9. bis 21. August 2013
Eine Ausstellung im Rahmen von Blowin‘ Free, dem Projekt der KunstVereineRuhr zur Emscherkunst.2013
In Oberhausen haben sich in diesem Sommer mehrere Kunstvereine des Ruhrgebiets unter dem Titel „Blowing‘ Free“ zusammengetan und ein Containerdorf organisiert. In einem dieser Container hat die Hamburger Künstlerin Almut Linde ihre neue Arbeit: DIRTY MINIMAL # 73.4 – CONTAINER verwirklicht. Sie füllt zwei miteinander verbundene große Warenontainer mit einer Unmenge an Styropor, wie es auf dem Recyclinghof der Firma Harmuth im Essener Stadthafen gesammelt worden ist. Dieses Material ist Bestandteil und Abfallprodukt eines weltweiten Systems von Güterverteilung und Konsum – und als solches wird es hier auch bewusst gemacht. In seiner weißen, überbordenden Fülle bildet es zugleich eine faszinierende geradezu organisch anmutende Anhäufung, welche an eine Landschaft, oder sogar an das berühmte Eismeer von C.D. Friedrich zu erinnern vermag. Schließlich ist das berühmte Bild des deutschen Romantikers fest in unserem kollektiven Gedächtnis verankert. Und doch thematisiert Almut Linde zugleich auf kritische Weise den Warenfluss, den weltweiten Handel, die Verpackungsindustrie, den Verbrauch von Erdöl und letztlich auch die Frage unseres Umgangs mit Natur und Umwelt. Die Wahrnehmung des Betrachters oszilliert folgerichtig zwischen „schön“ im Sinne einer (romantischen) Anmutung an Naturformationen und „abstoßend“, wenn man sich die tatsächliche Identität des Materials bewusst macht. Und noch ein anderer Aspekt ist sehr wichtig: Die Künstlerin begreift den ihr als Ausstellungsort angebotenen Warencontainer keineswegs als neutralen Raum im Sinne eines „White Cube“. Der Warencontainer ist mittlerweile Symbol für den weltweiten Handel. Er kann im Prinzip alles an Ware enthalten, was man über den Globus verschicken kann und macht auch nicht Halt vor Menschen, die vom organisierten Verbrechen als Ware gehandelt werden. In diesem Sinne erhält der von den Kunstvereinen für das Emscherprojekt aufgestellte Container durch Almut Linde noch eine zusätzliche, man könnte sagen „hochpolitische“ Bedeutung. Die Künstlerin möchte dem Betrachter / der Betrachterin jedoch keineswegs eine festgelegte Interpretation ihres Werkes nahelegen, sondern ihm / ihr eine erstaunliche Vielfalt an Möglichkeiten und Verstehensweisen eröffnen. So kommt es im Oberhausener Containerdorf, das zwei Wochen zur Außenstelle des Kunstvereins wird, zu einer eben nur in der Kunst möglichen ästhetischen Erfahrung. Zu einer Veränderung und Erweiterung unserer Wahrnehmung, zu einer souveränen Abwägung verschiedener Möglichkeiten „Welt“ zu verstehen, um letztlich zu einer selbstbestimmten Entscheidung zu gelangen.
Ort: Sport und Freizeitanlage SSB
Lindnerstrasse 2 , 46149 Oberhausen – www.emscherkunst.de
Öffnungszeiten: Täglich 10-18 Uhr
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