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Gaylen Gerber

20. Juni bis 26. September 2010
Eröffnung: Sonntag, 20. Juni 12.00 Uhr

In seiner raumbezogenen Ausstellung im Kunstverein Ruhr hat der in Chicago lebende Gaylen Gerber mit reduzierten, aber grundlegenden Mitteln in die Architektur und das gesamte Erscheinungsbild des Ausstellungsraumes eingegriffen. Er teilt den Raum durch das Einziehen einer Wand in zwei einsehbare Zonen, verändert die Farbe der Wände und schließlich auch diejenige des Lichts. In der gesamten Raumarbeit dominieren zwei Farben: Blau und Orange (Amber). Erstere wird vor allem durch eine komplette Einfärbung des Schaufensters zum Kopstadtplatz erreicht. Letztere durch eine orange-bernsteinfarbene Fassung der Neonröhren, welche den Raum von der Decke aus illuminieren. Auf diese Weise ergeben sich als Basis des gesamten Unterfangens zwei grundlegende Farbzonen, die sich voneinander unterscheiden lassen, sich aber in einigen Bereichen gegenseitig durchdringen.

Im hinteren Teil des Raumes dominiert deutlich ein intensives bernsteinfarbenes Orange. Im vorderen, direkt durch das blaue Schaufenster einsehbaren Teil entsteht hingehen eine farbige Übergangszone, in der der vom Fenster her illuminierte blaue Bereich allmählich in Orange übergeht. Der Befund ist bereits auf den ersten Blick verblüffend, gelingt es dem Künstler doch mit wenigen überlegten und präzise eingesetzten Schritten einen Farbraum zu schaffen, in welchem nicht mehr klar zwischen der lichtgebundenen, atmosphärischen Farbe und der Gegenstandsfarbe, z.B. derjenigen der Wände unterschieden werden kann. Analog dazu treffen sich an der Grenze von architektonischem Innenraum und städtischen Außenraum ebenfalls zwei Lichtzonen: Zum einen diejenige des Tageslichts, welche von morgens bis abends vom Kopstadtplatz her den Raum nach Innen hin erhellt. Zum anderen die Neonbeleuchtung, die mit dem Tageslicht während der Ausstellung gleichsam konkurriert, aber nach Sonnenuntergang den Raum bestimmt und sogar nach außen blau und bernsteinfarben leuchten lässt.

Unsere Wahrnehmung wird wie von selbst zu einer differenzierten Befragung der gesamten Ausstellungssituation und letztlich auch unseres eigenen Unterscheidungs- und Begriffsvermögens. Wir beginnen über das, was wir sehen, wie wir es sehen und über das, von dem es umgeben ist, nachzudenken und genauer hinzusehen. Wir sehen die Phänomene nicht einfach interesselos und von uns unabhängig vor uns, finden Gefallen an Ihnen oder nicht, sondern wir begreifen uns selbst als Sehende. Wir fangen an unsere Beobachtungen, Eindrücke, Empfindungen und Zweifel im Akt dieser Wahrnehmung mit zu reflektieren und stellen fest, dass es alternierende Sicht- und Erkenntnisweisen gibt, welche durch das Werk selbst stimuliert werden und dass wir selbst es sind, die diesen Standpunktwechsel vornehmen können. Wie von selbst beginnen wir also auch über die Bedingungen der Möglichkeiten der soeben gemachten Wahrnehmungen, also auch über den Kontext, innerhalb dessen sie stattfinden, und unsere Rolle darin nachzudenken.

Kontext ist für Gerber somit nicht allein eine schlicht in Kauf genommene Bedingung und Grundlage für die Wahrnehmung von Kunst, sondern wird zu ihrem Bestandteil und Thema. Kunst, wie Gerber sie versteht, kann sich nur in Bezug auf ein anderes hervorbringen und muss von vornherein als Teil eines größeren Zusammenhanges begriffen werden. Das damit verbundene Werkverständnis und die für ihn typische Vorgehensweise führen zu einer Durchlässigkeit zwischen Kunst und Kontext, Kunst und Leben, zwischen Gerbers Kunst und der Kunst und der Arbeitsweise anderer Künstlerinnen und Künstler. Man könnte auch von permanenten Grenzüberschreitungen auf verschiedenen Ebenen sprechen, durch die sich dieses Werk auszeichnet. Gerber hat mit seinen „Backdrop Paintings“ und „Supports“ bereits in mehreren Jahren Grundlagen und im wörtlichen Sinne zu verstehende Hintergründe für Kooperationen mit Künstlern wie Stephen Prina, Heimo Zobernig, Adrian Schiess, Helen Mirra, Louise Lawler, Allan McCollum und vielen anderen geschaffen. Indem Gerbers Werk immer wieder auf dasjenige anderer Künstler eingeht, überschreitet es intentionale, operationale und kontextuelle Grenzen. Nicht allein also die geographisch regionalen Grenzen zwischen Chicago / Illinois und dem Ruhrgebiet.

Werke von Gaylen Gerber befinden sich in verschiedenen internationalen Museen und sein Ausstellungsrepertoire ist beachtlich. Seine jüngsten Einzelausstellungen und Kooperationsprojekte fanden in folgenden Institutionen statt: Museé d’Art Moderne Grand-Duc Jean (L); The Art Institute of Chicago (USA), Weserburg | Museum für moderne Kunst Bremen (D); Kunsthalle Bern (CH); FRAC Bourgogne und Museé des Beaux-Arts, Dijon (F)

 

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