Werner Ruhnau
90
6. Mai bis 30. Juni 2012
Über Theaterkonzepte, Spielräume und das Gelsenkirchner Blau
Werner Ruhnau im Gespräch mit Peter Friese
Ein Empfang im Ausstellungsraum des Kunstvereins
Mittwoch, 11. April 2012, 19,00 Uhr
Wir haben keine Monarchie.
Wir brauchen keine neuen Hoftheater.
Wir wollen keine formierte Gesellschaft.
Wir wollen keine bedingungslose Parteidisziplin.
Wir wollen keine Hofschranzen.
Wir wollen keine Gesundbeter, Medizinmänner Heilsverkünder, Levitenleser.
Wir wollen selbstbewusste und verantwortungsfähige Mitbürger & Mitspieler (…).
Dieser Auszug aus einem am 22.1. 1968 verkündeten Manifest hat auch in der momentanen Ära der „Eventkultur“ nichts an Aktualität verloren! Wir spüren in seinem Tenor geradezu den Geist einer Aufbruchsstimmung im Bereich der bildenden Künste, des Theaters, der Architektur und das Postulat seiner Übertragung auf das gesamte gesellschaftliche Leben. Werner Ruhnau der diesen Text mit verfasste und nichts von dessen Forderungen zurückzunehmen braucht, wurde am 11. April 1922, also heute vor 90 Jahren in Königsberg geboren! Das künstlerische und architektonische Werk des Jubilars setzt Maßstäbe, atmet es doch den Geist einer Avantgarde, wie sie seit den frühen Symptomen der Moderne Bestandteil unserer Kultur ist. Es geht um eine Ideenlage und Überzeugung, nach der Kunst und Leben eine Einheit bilden sollen. Es geht also nicht nur um die Schaffung neuer Formen, sondern auch um deren Rolle bei der Veränderung des sozialen und gesellschaftlichen Lebens. In Werner Ruhnau leben in der Tat die Überzeugungen der frühen Reformkunstbewegungen, etwa des Bauhauses und de Stijl, Erwin Piscators Bühnenkonzepte , das „Theater der Leere“ und andere politisch engagierte Ideen weiter fort. Er überträgt sie auf seine unverwechselbare Weise auf die Gegenwart. Seine phänomenale Zusammenarbeit mit Yves Klein beim Bau des Gelsenkirchener Musiktheaters, seine verwirklichten Theaterkonzepte in Münster, Gelsenkirchen, Frankfurt, Essen (Grillo-Theater), seine Spielstrasse zu den Olympischen Spielen in München 1972, seine Ideen zum Spiel, zur Theorie und Praxis des Zusammenwirkens von Zufall und Regel, können dies belegen.
Architektur, Kunst und Leben bestehen demnach nicht als verschiedene aufzuaddierende Elemente nebeneinander, sondern als wirksame Einheit. In Werner Ruhnau lebt die avantgardistische Idee einer Verschmelzung von Kunst und Leben ungebrochen weiter. Und nicht zuletzt ist er nach wie vor aktives Mitglied des Kunstverein Ruhr!!! Wir feiern mit ihm gemeinsam den 90sten, inszenieren das Ganze in unserem architektonisch und farblich umgestalteten Ausstellungsraum und lassen Werner Ruhnau angemessen zu Worte kommen. Der Raum mit der blauen Rückwand, der weißen Wand davor auf die das von Menschen belebte Treppenhaus des Gelsenkirchener Musiktheaters projiziert wird und die beiden Theaterstühle sind als Ausstellung noch bis zum 20. April zu sehen. |
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